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Nachdem das geängstete Herz die Botschaft von der Versöhnung angenommen und die große Wahrheit erfasst hat, dass das Heil durch den Glauben an den Herrn Jesus kommt, wird es oft beunruhigt durch den Eindruck, dass es das Gute nicht tun kann. Viele seufzen: „Ich kann nichts tun.“ Sie wollen sich damit nicht entschuldigen, aber sie fühlen sich täglich dadurch belastet. Wenn sie nur könnten, wären sie bereit. Jeder von ihnen kann aufrichtig sagen: „Wollen habe ich wohl, aber Vollbringen das Gute finde ich nicht“ (Römer 7, 18). Dieser Eindruck scheint das ganze Evangelium null und nichtig zu machen. Denn was nützt dem Hungrigen die Speise, wenn er sie nicht bekommen kann! Was nützt der Strom lebendigen Wassers, wenn man nicht trinken kann. Viele von uns kennen wohl die Geschichte von dem Arzt und dem Kind der armen Frau. Der erfahrene Praktiker erklärt der Mutter, dass ihr Kleiner bei richtiger Behandlung bald wieder gesund würde; aber er müßte unbedingt regelmäßig den besten Portwein trinken und einige Wochen in einem Kurort in Deutschland zubringen. Und dies einer Witwe, die kaum Brot zum Essen hatte! Es kommt dem Verzagten manchmal so vor, als sei das schlichte Evangelium „glaube und lebe“ im Grunde gar nicht so einfach. Denn es fordere von dem hilflosen Sünder, dass er tut, was er nicht kann. Für den erweckten Menschen, der aber noch nicht genügend unterrichtet ist in den biblischen Wahrheiten, scheint hier ein notwendiges Glied zu fehlen: Dort drüben ist das Heil, das Jesus schafft; aber wie gelangt man hinüber? Der Seele fehlt die Kraft, und sie weiß nicht, was sie tun soll. Die Fluchtburg ist bereits in Reichweite, aber der Hilfesuchende gelangt nicht zum Tor hinein. Ist im Heilsplan Gottes die nötige Kraft vorgesehen? Jawohl! Das Werk des Herrn ist vollkommen. Es beginnt da, wo wir uns befinden, und fordert von uns keinen Beitrag zu seiner Vollendung. Als der barmherzige Samariter den Reisenden verwundet und halbtot liegen sah, befahl er ihm nicht, aufzustehen, zu ihm heranzukommen, auf den Esel zu steigen und zur Herberge zu reiten. Nein, „er ging zu ihm“ und verband ihn, hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge (Lukas 10, 35—37). So handelt der Herr Jesus Christus mit uns in unserem elenden und bejammernswerten Zustand. Wir haben gesehen, dass Gott gerecht macht; dass er die Gottlosen gerecht macht; dass er sie gerecht macht durch den Glauben an das kostbare Blut Jesu. Wir wollen nun den Zustand betrachten, in dem die Gottlosen sich befinden, wenn Jesus sie errettet. Viele Menschen, die von Gottes Geist erweckt sind, werden nicht nur durch ihre Sünden beunruhigt, sondern auch durch ihre sittliche Schwäche. Sie haben keine Kraft, sich aus dem Schlamm herauszuarbeiten, in den sie gefallen sind, oder sich in Zukunft davor zu hüten. Sie klagen nicht nur über das, was sie getan haben, sondern auch über das, was sie nicht tun können. Sie fühlen sich kraftlos, hilflos und geistlich leblos. Es mag seltsam klingen, wenn man sagt, dass sie sich wie tot fühlen, aber es ist so. Sie halten sich für unfähig zu irgend etwas Gutem. Sie können die Straße zum Himmel nicht gehen, denn ihre Beine sind gebrochen. „Alle Krieger müssen die Hand sinken lassen“ (Psalm 76, 6); sie sind ohne Kraft. Glücklicherweise heißt es in der Bibel — und das ist ein Beweis der großen Liebe Gottes —: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“ (Römer 5, 6; Übersetzung Martin Luthers, Revidierter Text 1956). Hier ist Hilfe für unsere Hilflosigkeit, die uns so zu schaffen macht, Hilfe durch das Dazwischentreten des Herrn Jesus. Hilfloser, als wir sind, können wir gar nicht sein. Es steht nicht geschrieben: „Als wir verhältnismäßig schwach waren, starb Christus für uns“, oder: „Als wir nur wenig Kraft besaßen.“ Es heißt vielmehr ohne jede Einschränkung: „Da wir noch schwach waren.“ Wir besaßen absolut keine Möglichkeit, bei unserer Errettung mitzuhelfen. Die Worte unseres Herrn treffen zu: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15, 5). Ich könnte noch einen Schritt weitergehen und dich an die große Liebe erinnern, mit der der Herr uns geliebt hat, sogar als „ihr tot waret durch Übertretungen und Sünden“ (Epheser 2, 1). Tot sein ist noch mehr als kraftlos sein! Das eine, worauf der armselige, kraftlose Sünder sich zu konzentrieren hat und was er als Voraussetzung für seine Hoffnung unbedingt festhalten muß, ist die göttliche Zusage, dass Christus „für uns Gottlose gestorben“ ist „zu der Zeit, da wir noch schwach waren“ (Römer 5, 6). Glaube es, und alle Unfähigkeit wird verschwinden. Von König Midas erzählt die Sage, dass alles, was er anrührte, in Gold verwandelt wurde. Vom Glauben läßt sich mit Recht sagen, dass alles zum Guten gewendet wird, was er berührt. Sogar unser Mangel und unsere Schwachheiten werden zu Segnungen, wenn der Glaube sich mit ihnen auseinandersetzt. Wir wollen uns nun einmal besinnen auf einige typische Beispiele für den Mangel an Kraft. Da sagt jemand: „Mir scheint die Kraft zu fehlen, meine Gedanken zu sammeln und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mein Heil betreffen. Ein kurzes Gebet ist fast zuviel für mich. Das hängt vielleicht mit einer natürlichen Schwäche zusammen, vielleicht damit, dass ich mir durch ein ausschweifendes Leben geschadet habe, vielleicht aber rührt es auch daher, weil Alltagssorgen mich bedrücken, so dass ich nicht aufnahmefähig bin für die Botschaft, die die Voraussetzung ist für meine Errettung“. Das ist eine sehr verbreitete Schwäche infolge von Sünde. Gib acht! Du bist in dieser Beziehung schwach, und es gibt viele, denen es ebenso geht. Und wenn es um ihr Leben ginge, sie wären nicht in der Lage, sich auf eine Folge von Gedanken zu konzentrieren. Viele Menschen aus armen Verhältnissen habe eine ungenügende Schulbildung genossen; für sie ist konzentriertes Nachdenken sehr mühevoll. Andere sind von Natur aus so zerstreut, dass sie einer längeren Beweiskette ebensowenig folgen können, wie sie fliegen können. Sie werden ein Geheimnis niemals gedanklich ergründen, auch wenn sie sich ein Leben lang damit abmühen. Deshalb brauchst du nicht zu verzweifeln. Das, was zur Errettung notwendig ist, ist nicht logisches Denken, sondern ganz einfach Vertrauen auf Christus. Halte dich an diese eine Tatsache: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“. Diese Wahrheit verlangt von dir keine gelehrte Forschung, kein tiefes Nachdenken oder schlüssige Beweise. Hier steht es: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“. Halte dich an dieses Wort und verlaß dich darauf! Gib dieser einen großen, gnadenreichen und herrlichen Tatsache Raum in deinem Denken, bis sie alle deine Gedanken durchdringt und dich, obwohl du ohne Kraft bist, fröhlich macht, weil der Herr Jesus deine Kraft und dein Lied, ja, dein Heil geworden ist. Nach der Schrift ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass Christus zu der Zeit für die Gottlosen gestorben ist, als sie noch kraftlos waren. Du hast diese Worte vielleicht schon hundertmal gehört, und doch hast du sie nicht wirklich verstanden. Es liegt etwas Ermutigendes darin, nicht wahr? Jesus starb nicht für unsere Gerechtigkeit, sondern er starb für unsere Sünden. Er kam nicht zu unserer Errettung, weil wir es wert waren, sondern weil wir ganz unwürdig, ruiniert und völlig am Ende waren. Er kam nicht auf diese Erde, weil wir es verdienten, sondern einzig und allein aus Gründen, die in der Tiefe seiner göttlichen Liebe lagen. Jesus starb für solche, die er nicht als gottesfürchtig, sondern nur als gottlos bezeichnen kann. Wenn du auch nur ganz wenig Verstandeskräfte besitzest, richte sie auf diese Wahrheit, die auf die geringste Fähigkeit zugeschnitten ist und das traurigste Herz aufheitern kann. Lass diesen Satz auf deiner Zunge liegen wie einen süßen Bissen, bis er sich auflöst und alle deine Gedanken würzt. Dann macht es wenig aus, ob deine Gedanken zerstreut sind wie Herbstblätter. Menschen, die sich niemals ausgezeichnet haben auf wissenschaftlichem Gebiet und niemals auch nur einen eigenen Gedanken hervorgebracht haben, waren trotzdem durchaus in der Lage, die Botschaft vom Kreuz anzunehmen, und sind dadurch gerettet worden. Warum nicht auch du? Ich höre einen anderen sagen: „Mein Mangel an Kraft liegt hauptsächlich darin, dass ich nicht genügend Buße tun kann.“ Was für sonderbare Vorstellungen haben die Leute doch von der Buße! Viele bilden sich ein, dass der Büßer soundsoviele Seufzer ausstoßen und soundsoviel Verzweiflung erdulden müsse. Woher kommt diese unvernünftige Auffassung? Unglaube, Verzagtheit und Verzweiflung sind Sünden. Deshalb sehe ich nicht ein, wie ausgerechnet sie die echte Buße ausmachen sollen. Und doch gibt es viele Menschen, die sie für einen notwendigen Teil echter christlicher Erfahrung halten. Sie irren sich! Doch verstehe ich sie gut, denn in meinen dunkelsten Tagen empfand ich genauso. Ich wollte meine Sünden bereuen, aber ich hielt mich für unfähig dazu. Und doch tat ich die ganze Zeit nichts anderes als Buße. So seltsam es klingen mag, ich hielt meine Gefühle für erstorben. Immer wieder suchte ich einen Winkel auf, um zu weinen, weil ich nicht weinen konnte. Und ich trug bitteres Leid, weil ich nicht um meiner Sünde willen Leid tragen konnte. In was für einen Wirrwarr geraten wir doch, wenn wir in unserem ungläubigen Zustand unsere Gemütsverfassung beurteilen wollen! Uns geht es wie dem Blinden, der sich auf seine eigenen Augen verlässt. Mein Herz verging in mir vor Furcht, dass es diamanten hart sei. Mein Herz zerbrach, weil ich glaubte, es könne nicht zerbrechen. Nun erkenne ich, dass ich damals gerade das besaß, von dem ich meinte, ich besäße es nicht. Aber damals wusste ich nicht, wie es um mich stand. Wie gern möchte ich anderen zu dem Licht verhelfen, über das ich mich so freue, und ihnen etwas zurufen, das die Zeit ihrer Verwirrung abkürzt! Ich will ein paar einfache Sätze sagen und „den Tröster“ (z. B. Johannes 14, 26) bitten, sie ihnen verständlich zu machen. Bedenke, dass ein Mensch, der wirklich Buße tut, niemals damit zufrieden ist. Wir können ebensowenig vollkommen Buße tun, wie wir vollkommen leben können. Wie rein auch unsere Tränen sind, sie werden immer etwas Schmutz enthalten. So sehr und so gut wir auch Buße tun, es wird immer etwas daran sein, für das wir ebenfalls wieder Buße zu tun haben. Doch gib acht! Buße tun bedeutet, dass du deinen Sinn änderst im Blick auf die Sünde, auf Christus und auf alles das, was Gott tut. Es ist Schmerz mit ihr verbunden, aber die Hauptsache ist, dass das Herz sich von der Sünde weg und zu Christus hinwendet. Wenn diese Wendung geschehen ist, so hast du es mit dem eigentlichen Kern wahrer Buße zu tun, auch wenn du verschont worden bist von Schrecken und Verzweiflung, die andere Bußfertige erfahren. Wenn du nicht Buße tun kannst, wie du gerne möchtest, so wird es dir helfen, wenn du fest daran glaubst: „Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“ Beschäftige dich in Gedanken immer wieder damit. Wie kannst du weiter hartherzig sein, wenn du weißt, dass Christus für uns Gottlose gestorben ist aus einer Liebe heraus, die nicht überboten werden kann. Ich möchte dich gerne dazu bringen, dass du so zu dir selber sprichst: „Obwohl ich gottlos bin, obwohl mein stählernes Herz nicht nachgeben will, obwohl ich mich vergeblich an meine Brust schlage, starb doch Christus für Menschen wie mich, weil er für die Gottlosen starb! dass ich dies doch glauben und die Kraft des Glaubens an meinem versteinerten Herzen erfahren möchte!“ Vertreibe alle anderen Gedanken. Nimm dir stundenlang Zeit und denke nach über diesen einen herrlichen Beweis unverdienter, unerwarteter und beispielloser Liebe — „Christus ist... für uns Gottlose gestorben.“ Lies sorgfältig die Berichte vom Kreuzestod unseres Herrn, die uns überliefert sind in den vier Evangelien. Wenn irgendetwas dein verstocktes Herz erweichen kann, dann ist es der Anblick der Leiden Jesu und der Gedanke daran, dass er dies alles erlitten hat für seine Feinde. | Nachdem das geängstete Herz die Botschaft von der Versöhnung angenommen und die große Wahrheit erfasst hat, dass das Heil durch den Glauben an den Herrn Jesus kommt, wird es oft beunruhigt durch den Eindruck, dass es das Gute nicht tun kann. Viele seufzen: „Ich kann nichts tun.“ Sie wollen sich damit nicht entschuldigen, aber sie fühlen sich täglich dadurch belastet. Wenn sie nur könnten, wären sie bereit. Jeder von ihnen kann aufrichtig sagen: „Wollen habe ich wohl, aber Vollbringen das Gute finde ich nicht“ (Römer 7, 18). Dieser Eindruck scheint das ganze Evangelium null und nichtig zu machen. Denn was nützt dem Hungrigen die Speise, wenn er sie nicht bekommen kann! Was nützt der Strom lebendigen Wassers, wenn man nicht trinken kann. Viele von uns kennen wohl die Geschichte von dem Arzt und dem Kind der armen Frau. Der erfahrene Praktiker erklärt der Mutter, dass ihr Kleiner bei richtiger Behandlung bald wieder gesund würde; aber er müßte unbedingt regelmäßig den besten Portwein trinken und einige Wochen in einem Kurort in Deutschland zubringen. Und dies einer Witwe, die kaum Brot zum Essen hatte! Es kommt dem Verzagten manchmal so vor, als sei das schlichte Evangelium „glaube und lebe“ im Grunde gar nicht so einfach. Denn es fordere von dem hilflosen Sünder, dass er tut, was er nicht kann. Für den erweckten Menschen, der aber noch nicht genügend unterrichtet ist in den biblischen Wahrheiten, scheint hier ein notwendiges Glied zu fehlen: Dort drüben ist das Heil, das Jesus schafft; aber wie gelangt man hinüber? Der Seele fehlt die Kraft, und sie weiß nicht, was sie tun soll. Die Fluchtburg ist bereits in Reichweite, aber der Hilfesuchende gelangt nicht zum Tor hinein. Ist im Heilsplan Gottes die nötige Kraft vorgesehen? Jawohl! Das Werk des Herrn ist vollkommen. Es beginnt da, wo wir uns befinden, und fordert von uns keinen Beitrag zu seiner Vollendung. Als der barmherzige Samariter den Reisenden verwundet und halbtot liegen sah, befahl er ihm nicht, aufzustehen, zu ihm heranzukommen, auf den Esel zu steigen und zur Herberge zu reiten. Nein, „er ging zu ihm“ und verband ihn, hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge (Lukas 10, 35—37). So handelt der Herr Jesus Christus mit uns in unserem elenden und bejammernswerten Zustand. Wir haben gesehen, dass Gott gerecht macht; dass er die Gottlosen gerecht macht; dass er sie gerecht macht durch den Glauben an das kostbare Blut Jesu. Wir wollen nun den Zustand betrachten, in dem die Gottlosen sich befinden, wenn Jesus sie errettet. Viele Menschen, die von Gottes Geist erweckt sind, werden nicht nur durch ihre Sünden beunruhigt, sondern auch durch ihre sittliche Schwäche. Sie haben keine Kraft, sich aus dem Schlamm herauszuarbeiten, in den sie gefallen sind, oder sich in Zukunft davor zu hüten. Sie klagen nicht nur über das, was sie getan haben, sondern auch über das, was sie nicht tun können. Sie fühlen sich kraftlos, hilflos und geistlich leblos. Es mag seltsam klingen, wenn man sagt, dass sie sich wie tot fühlen, aber es ist so. Sie halten sich für unfähig zu irgend etwas Gutem. Sie können die Straße zum Himmel nicht gehen, denn ihre Beine sind gebrochen. „Alle Krieger müssen die Hand sinken lassen“ (Psalm 76, 6); sie sind ohne Kraft. Glücklicherweise heißt es in der Bibel — und das ist ein Beweis der großen Liebe Gottes —: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“ (Römer 5, 6; Übersetzung Martin Luthers, Revidierter Text 1956). Hier ist Hilfe für unsere Hilflosigkeit, die uns so zu schaffen macht, Hilfe durch das Dazwischentreten des Herrn Jesus. Hilfloser, als wir sind, können wir gar nicht sein. Es steht nicht geschrieben: „Als wir verhältnismäßig schwach waren, starb Christus für uns“, oder: „Als wir nur wenig Kraft besaßen.“ Es heißt vielmehr ohne jede Einschränkung: „Da wir noch schwach waren.“ Wir besaßen absolut keine Möglichkeit, bei unserer Errettung mitzuhelfen. Die Worte unseres Herrn treffen zu: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15, 5). Ich könnte noch einen Schritt weitergehen und dich an die große Liebe erinnern, mit der der Herr uns geliebt hat, sogar als „ihr tot waret durch Übertretungen und Sünden“ (Epheser 2, 1). Tot sein ist noch mehr als kraftlos sein! Das eine, worauf der armselige, kraftlose Sünder sich zu konzentrieren hat und was er als Voraussetzung für seine Hoffnung unbedingt festhalten muß, ist die göttliche Zusage, dass Christus „für uns Gottlose gestorben“ ist „zu der Zeit, da wir noch schwach waren“ (Römer 5, 6). Glaube es, und alle Unfähigkeit wird verschwinden. Von König Midas erzählt die Sage, dass alles, was er anrührte, in Gold verwandelt wurde. Vom Glauben läßt sich mit Recht sagen, dass alles zum Guten gewendet wird, was er berührt. Sogar unser Mangel und unsere Schwachheiten werden zu Segnungen, wenn der Glaube sich mit ihnen auseinandersetzt. Wir wollen uns nun einmal besinnen auf einige typische Beispiele für den Mangel an Kraft. Da sagt jemand: „Mir scheint die Kraft zu fehlen, meine Gedanken zu sammeln und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mein Heil betreffen. Ein kurzes Gebet ist fast zuviel für mich. Das hängt vielleicht mit einer natürlichen Schwäche zusammen, vielleicht damit, dass ich mir durch ein ausschweifendes Leben geschadet habe, vielleicht aber rührt es auch daher, weil Alltagssorgen mich bedrücken, so dass ich nicht aufnahmefähig bin für die Botschaft, die die Voraussetzung ist für meine Errettung“. Das ist eine sehr verbreitete Schwäche infolge von Sünde. Gib acht! Du bist in dieser Beziehung schwach, und es gibt viele, denen es ebenso geht. Und wenn es um ihr Leben ginge, sie wären nicht in der Lage, sich auf eine Folge von Gedanken zu konzentrieren. Viele Menschen aus armen Verhältnissen habe eine ungenügende Schulbildung genossen; für sie ist konzentriertes Nachdenken sehr mühevoll. Andere sind von Natur aus so zerstreut, dass sie einer längeren Beweiskette ebensowenig folgen können, wie sie fliegen können. Sie werden ein Geheimnis niemals gedanklich ergründen, auch wenn sie sich ein Leben lang damit abmühen. Deshalb brauchst du nicht zu verzweifeln. Das, was zur Errettung notwendig ist, ist nicht logisches Denken, sondern ganz einfach Vertrauen auf Christus. Halte dich an diese eine Tatsache: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“. Diese Wahrheit verlangt von dir keine gelehrte Forschung, kein tiefes Nachdenken oder schlüssige Beweise. Hier steht es: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“. Halte dich an dieses Wort und verlaß dich darauf! Gib dieser einen großen, gnadenreichen und herrlichen Tatsache Raum in deinem Denken, bis sie alle deine Gedanken durchdringt und dich, obwohl du ohne Kraft bist, fröhlich macht, weil der Herr Jesus deine Kraft und dein Lied, ja, dein Heil geworden ist. Nach der Schrift ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass Christus zu der Zeit für die Gottlosen gestorben ist, als sie noch kraftlos waren. Du hast diese Worte vielleicht schon hundertmal gehört, und doch hast du sie nicht wirklich verstanden. Es liegt etwas Ermutigendes darin, nicht wahr? Jesus starb nicht für unsere Gerechtigkeit, sondern er starb für unsere Sünden. Er kam nicht zu unserer Errettung, weil wir es wert waren, sondern weil wir ganz unwürdig, ruiniert und völlig am Ende waren. Er kam nicht auf diese Erde, weil wir es verdienten, sondern einzig und allein aus Gründen, die in der Tiefe seiner göttlichen Liebe lagen. Jesus starb für solche, die er nicht als gottesfürchtig, sondern nur als gottlos bezeichnen kann. Wenn du auch nur ganz wenig Verstandeskräfte besitzest, richte sie auf diese Wahrheit, die auf die geringste Fähigkeit zugeschnitten ist und das traurigste Herz aufheitern kann. Lass diesen Satz auf deiner Zunge liegen wie einen süßen Bissen, bis er sich auflöst und alle deine Gedanken würzt. Dann macht es wenig aus, ob deine Gedanken zerstreut sind wie Herbstblätter. Menschen, die sich niemals ausgezeichnet haben auf wissenschaftlichem Gebiet und niemals auch nur einen eigenen Gedanken hervorgebracht haben, waren trotzdem durchaus in der Lage, die Botschaft vom Kreuz anzunehmen, und sind dadurch gerettet worden. Warum nicht auch du? Ich höre einen anderen sagen: „Mein Mangel an Kraft liegt hauptsächlich darin, dass ich nicht genügend Buße tun kann.“ Was für sonderbare Vorstellungen haben die Leute doch von der Buße! Viele bilden sich ein, dass der Büßer soundsoviele Seufzer ausstoßen und soundsoviel Verzweiflung erdulden müsse. Woher kommt diese unvernünftige Auffassung? Unglaube, Verzagtheit und Verzweiflung sind Sünden. Deshalb sehe ich nicht ein, wie ausgerechnet sie die echte Buße ausmachen sollen. Und doch gibt es viele Menschen, die sie für einen notwendigen Teil echter christlicher Erfahrung halten. Sie irren sich! Doch verstehe ich sie gut, denn in meinen dunkelsten Tagen empfand ich genauso. Ich wollte meine Sünden bereuen, aber ich hielt mich für unfähig dazu. Und doch tat ich die ganze Zeit nichts anderes als Buße. So seltsam es klingen mag, ich hielt meine Gefühle für erstorben. Immer wieder suchte ich einen Winkel auf, um zu weinen, weil ich nicht weinen konnte. Und ich trug bitteres Leid, weil ich nicht um meiner Sünde willen Leid tragen konnte. In was für einen Wirrwarr geraten wir doch, wenn wir in unserem ungläubigen Zustand unsere Gemütsverfassung beurteilen wollen! Uns geht es wie dem Blinden, der sich auf seine eigenen Augen verlässt. Mein Herz verging in mir vor Furcht, dass es diamanten hart sei. Mein Herz zerbrach, weil ich glaubte, es könne nicht zerbrechen. Nun erkenne ich, dass ich damals gerade das besaß, von dem ich meinte, ich besäße es nicht. Aber damals wusste ich nicht, wie es um mich stand. Wie gern möchte ich anderen zu dem Licht verhelfen, über das ich mich so freue, und ihnen etwas zurufen, das die Zeit ihrer Verwirrung abkürzt! Ich will ein paar einfache Sätze sagen und „den Tröster“ (z. B. Johannes 14, 26) bitten, sie ihnen verständlich zu machen. Bedenke, dass ein Mensch, der wirklich Buße tut, niemals damit zufrieden ist. Wir können ebensowenig vollkommen Buße tun, wie wir vollkommen leben können. Wie rein auch unsere Tränen sind, sie werden immer etwas Schmutz enthalten. So sehr und so gut wir auch Buße tun, es wird immer etwas daran sein, für das wir ebenfalls wieder Buße zu tun haben. Doch gib acht! Buße tun bedeutet, dass du deinen Sinn änderst im Blick auf die Sünde, auf Christus und auf alles das, was Gott tut. Es ist Schmerz mit ihr verbunden, aber die Hauptsache ist, dass das Herz sich von der Sünde weg und zu Christus hinwendet. Wenn diese Wendung geschehen ist, so hast du es mit dem eigentlichen Kern wahrer Buße zu tun, auch wenn du verschont worden bist von Schrecken und Verzweiflung, die andere Bußfertige erfahren. Wenn du nicht Buße tun kannst, wie du gerne möchtest, so wird es dir helfen, wenn du fest daran glaubst: „Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“ Beschäftige dich in Gedanken immer wieder damit. Wie kannst du weiter hartherzig sein, wenn du weißt, dass Christus für uns Gottlose gestorben ist aus einer Liebe heraus, die nicht überboten werden kann. Ich möchte dich gerne dazu bringen, dass du so zu dir selber sprichst: „Obwohl ich gottlos bin, obwohl mein stählernes Herz nicht nachgeben will, obwohl ich mich vergeblich an meine Brust schlage, starb doch Christus für Menschen wie mich, weil er für die Gottlosen starb! dass ich dies doch glauben und die Kraft des Glaubens an meinem versteinerten Herzen erfahren möchte!“ Vertreibe alle anderen Gedanken. Nimm dir stundenlang Zeit und denke nach über diesen einen herrlichen Beweis unverdienter, unerwarteter und beispielloser Liebe — „Christus ist... für uns Gottlose gestorben.“ Lies sorgfältig die Berichte vom Kreuzestod unseres Herrn, die uns überliefert sind in den vier Evangelien. Wenn irgendetwas dein verstocktes Herz erweichen kann, dann ist es der Anblick der Leiden Jesu und der Gedanke daran, dass er dies alles erlitten hat für seine Feinde. |
Current revision as of 16:29, 25 February 2009
Nachdem das geängstete Herz die Botschaft von der Versöhnung angenommen und die große Wahrheit erfasst hat, dass das Heil durch den Glauben an den Herrn Jesus kommt, wird es oft beunruhigt durch den Eindruck, dass es das Gute nicht tun kann. Viele seufzen: „Ich kann nichts tun.“ Sie wollen sich damit nicht entschuldigen, aber sie fühlen sich täglich dadurch belastet. Wenn sie nur könnten, wären sie bereit. Jeder von ihnen kann aufrichtig sagen: „Wollen habe ich wohl, aber Vollbringen das Gute finde ich nicht“ (Römer 7, 18). Dieser Eindruck scheint das ganze Evangelium null und nichtig zu machen. Denn was nützt dem Hungrigen die Speise, wenn er sie nicht bekommen kann! Was nützt der Strom lebendigen Wassers, wenn man nicht trinken kann. Viele von uns kennen wohl die Geschichte von dem Arzt und dem Kind der armen Frau. Der erfahrene Praktiker erklärt der Mutter, dass ihr Kleiner bei richtiger Behandlung bald wieder gesund würde; aber er müßte unbedingt regelmäßig den besten Portwein trinken und einige Wochen in einem Kurort in Deutschland zubringen. Und dies einer Witwe, die kaum Brot zum Essen hatte! Es kommt dem Verzagten manchmal so vor, als sei das schlichte Evangelium „glaube und lebe“ im Grunde gar nicht so einfach. Denn es fordere von dem hilflosen Sünder, dass er tut, was er nicht kann. Für den erweckten Menschen, der aber noch nicht genügend unterrichtet ist in den biblischen Wahrheiten, scheint hier ein notwendiges Glied zu fehlen: Dort drüben ist das Heil, das Jesus schafft; aber wie gelangt man hinüber? Der Seele fehlt die Kraft, und sie weiß nicht, was sie tun soll. Die Fluchtburg ist bereits in Reichweite, aber der Hilfesuchende gelangt nicht zum Tor hinein. Ist im Heilsplan Gottes die nötige Kraft vorgesehen? Jawohl! Das Werk des Herrn ist vollkommen. Es beginnt da, wo wir uns befinden, und fordert von uns keinen Beitrag zu seiner Vollendung. Als der barmherzige Samariter den Reisenden verwundet und halbtot liegen sah, befahl er ihm nicht, aufzustehen, zu ihm heranzukommen, auf den Esel zu steigen und zur Herberge zu reiten. Nein, „er ging zu ihm“ und verband ihn, hob ihn auf sein Tier und führte ihn in die Herberge (Lukas 10, 35—37). So handelt der Herr Jesus Christus mit uns in unserem elenden und bejammernswerten Zustand. Wir haben gesehen, dass Gott gerecht macht; dass er die Gottlosen gerecht macht; dass er sie gerecht macht durch den Glauben an das kostbare Blut Jesu. Wir wollen nun den Zustand betrachten, in dem die Gottlosen sich befinden, wenn Jesus sie errettet. Viele Menschen, die von Gottes Geist erweckt sind, werden nicht nur durch ihre Sünden beunruhigt, sondern auch durch ihre sittliche Schwäche. Sie haben keine Kraft, sich aus dem Schlamm herauszuarbeiten, in den sie gefallen sind, oder sich in Zukunft davor zu hüten. Sie klagen nicht nur über das, was sie getan haben, sondern auch über das, was sie nicht tun können. Sie fühlen sich kraftlos, hilflos und geistlich leblos. Es mag seltsam klingen, wenn man sagt, dass sie sich wie tot fühlen, aber es ist so. Sie halten sich für unfähig zu irgend etwas Gutem. Sie können die Straße zum Himmel nicht gehen, denn ihre Beine sind gebrochen. „Alle Krieger müssen die Hand sinken lassen“ (Psalm 76, 6); sie sind ohne Kraft. Glücklicherweise heißt es in der Bibel — und das ist ein Beweis der großen Liebe Gottes —: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“ (Römer 5, 6; Übersetzung Martin Luthers, Revidierter Text 1956). Hier ist Hilfe für unsere Hilflosigkeit, die uns so zu schaffen macht, Hilfe durch das Dazwischentreten des Herrn Jesus. Hilfloser, als wir sind, können wir gar nicht sein. Es steht nicht geschrieben: „Als wir verhältnismäßig schwach waren, starb Christus für uns“, oder: „Als wir nur wenig Kraft besaßen.“ Es heißt vielmehr ohne jede Einschränkung: „Da wir noch schwach waren.“ Wir besaßen absolut keine Möglichkeit, bei unserer Errettung mitzuhelfen. Die Worte unseres Herrn treffen zu: „Ohne mich könnt ihr nichts tun“ (Johannes 15, 5). Ich könnte noch einen Schritt weitergehen und dich an die große Liebe erinnern, mit der der Herr uns geliebt hat, sogar als „ihr tot waret durch Übertretungen und Sünden“ (Epheser 2, 1). Tot sein ist noch mehr als kraftlos sein! Das eine, worauf der armselige, kraftlose Sünder sich zu konzentrieren hat und was er als Voraussetzung für seine Hoffnung unbedingt festhalten muß, ist die göttliche Zusage, dass Christus „für uns Gottlose gestorben“ ist „zu der Zeit, da wir noch schwach waren“ (Römer 5, 6). Glaube es, und alle Unfähigkeit wird verschwinden. Von König Midas erzählt die Sage, dass alles, was er anrührte, in Gold verwandelt wurde. Vom Glauben läßt sich mit Recht sagen, dass alles zum Guten gewendet wird, was er berührt. Sogar unser Mangel und unsere Schwachheiten werden zu Segnungen, wenn der Glaube sich mit ihnen auseinandersetzt. Wir wollen uns nun einmal besinnen auf einige typische Beispiele für den Mangel an Kraft. Da sagt jemand: „Mir scheint die Kraft zu fehlen, meine Gedanken zu sammeln und mich auf die Dinge zu konzentrieren, die mein Heil betreffen. Ein kurzes Gebet ist fast zuviel für mich. Das hängt vielleicht mit einer natürlichen Schwäche zusammen, vielleicht damit, dass ich mir durch ein ausschweifendes Leben geschadet habe, vielleicht aber rührt es auch daher, weil Alltagssorgen mich bedrücken, so dass ich nicht aufnahmefähig bin für die Botschaft, die die Voraussetzung ist für meine Errettung“. Das ist eine sehr verbreitete Schwäche infolge von Sünde. Gib acht! Du bist in dieser Beziehung schwach, und es gibt viele, denen es ebenso geht. Und wenn es um ihr Leben ginge, sie wären nicht in der Lage, sich auf eine Folge von Gedanken zu konzentrieren. Viele Menschen aus armen Verhältnissen habe eine ungenügende Schulbildung genossen; für sie ist konzentriertes Nachdenken sehr mühevoll. Andere sind von Natur aus so zerstreut, dass sie einer längeren Beweiskette ebensowenig folgen können, wie sie fliegen können. Sie werden ein Geheimnis niemals gedanklich ergründen, auch wenn sie sich ein Leben lang damit abmühen. Deshalb brauchst du nicht zu verzweifeln. Das, was zur Errettung notwendig ist, ist nicht logisches Denken, sondern ganz einfach Vertrauen auf Christus. Halte dich an diese eine Tatsache: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“. Diese Wahrheit verlangt von dir keine gelehrte Forschung, kein tiefes Nachdenken oder schlüssige Beweise. Hier steht es: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“. Halte dich an dieses Wort und verlaß dich darauf! Gib dieser einen großen, gnadenreichen und herrlichen Tatsache Raum in deinem Denken, bis sie alle deine Gedanken durchdringt und dich, obwohl du ohne Kraft bist, fröhlich macht, weil der Herr Jesus deine Kraft und dein Lied, ja, dein Heil geworden ist. Nach der Schrift ist es eine unbestreitbare Tatsache, dass Christus zu der Zeit für die Gottlosen gestorben ist, als sie noch kraftlos waren. Du hast diese Worte vielleicht schon hundertmal gehört, und doch hast du sie nicht wirklich verstanden. Es liegt etwas Ermutigendes darin, nicht wahr? Jesus starb nicht für unsere Gerechtigkeit, sondern er starb für unsere Sünden. Er kam nicht zu unserer Errettung, weil wir es wert waren, sondern weil wir ganz unwürdig, ruiniert und völlig am Ende waren. Er kam nicht auf diese Erde, weil wir es verdienten, sondern einzig und allein aus Gründen, die in der Tiefe seiner göttlichen Liebe lagen. Jesus starb für solche, die er nicht als gottesfürchtig, sondern nur als gottlos bezeichnen kann. Wenn du auch nur ganz wenig Verstandeskräfte besitzest, richte sie auf diese Wahrheit, die auf die geringste Fähigkeit zugeschnitten ist und das traurigste Herz aufheitern kann. Lass diesen Satz auf deiner Zunge liegen wie einen süßen Bissen, bis er sich auflöst und alle deine Gedanken würzt. Dann macht es wenig aus, ob deine Gedanken zerstreut sind wie Herbstblätter. Menschen, die sich niemals ausgezeichnet haben auf wissenschaftlichem Gebiet und niemals auch nur einen eigenen Gedanken hervorgebracht haben, waren trotzdem durchaus in der Lage, die Botschaft vom Kreuz anzunehmen, und sind dadurch gerettet worden. Warum nicht auch du? Ich höre einen anderen sagen: „Mein Mangel an Kraft liegt hauptsächlich darin, dass ich nicht genügend Buße tun kann.“ Was für sonderbare Vorstellungen haben die Leute doch von der Buße! Viele bilden sich ein, dass der Büßer soundsoviele Seufzer ausstoßen und soundsoviel Verzweiflung erdulden müsse. Woher kommt diese unvernünftige Auffassung? Unglaube, Verzagtheit und Verzweiflung sind Sünden. Deshalb sehe ich nicht ein, wie ausgerechnet sie die echte Buße ausmachen sollen. Und doch gibt es viele Menschen, die sie für einen notwendigen Teil echter christlicher Erfahrung halten. Sie irren sich! Doch verstehe ich sie gut, denn in meinen dunkelsten Tagen empfand ich genauso. Ich wollte meine Sünden bereuen, aber ich hielt mich für unfähig dazu. Und doch tat ich die ganze Zeit nichts anderes als Buße. So seltsam es klingen mag, ich hielt meine Gefühle für erstorben. Immer wieder suchte ich einen Winkel auf, um zu weinen, weil ich nicht weinen konnte. Und ich trug bitteres Leid, weil ich nicht um meiner Sünde willen Leid tragen konnte. In was für einen Wirrwarr geraten wir doch, wenn wir in unserem ungläubigen Zustand unsere Gemütsverfassung beurteilen wollen! Uns geht es wie dem Blinden, der sich auf seine eigenen Augen verlässt. Mein Herz verging in mir vor Furcht, dass es diamanten hart sei. Mein Herz zerbrach, weil ich glaubte, es könne nicht zerbrechen. Nun erkenne ich, dass ich damals gerade das besaß, von dem ich meinte, ich besäße es nicht. Aber damals wusste ich nicht, wie es um mich stand. Wie gern möchte ich anderen zu dem Licht verhelfen, über das ich mich so freue, und ihnen etwas zurufen, das die Zeit ihrer Verwirrung abkürzt! Ich will ein paar einfache Sätze sagen und „den Tröster“ (z. B. Johannes 14, 26) bitten, sie ihnen verständlich zu machen. Bedenke, dass ein Mensch, der wirklich Buße tut, niemals damit zufrieden ist. Wir können ebensowenig vollkommen Buße tun, wie wir vollkommen leben können. Wie rein auch unsere Tränen sind, sie werden immer etwas Schmutz enthalten. So sehr und so gut wir auch Buße tun, es wird immer etwas daran sein, für das wir ebenfalls wieder Buße zu tun haben. Doch gib acht! Buße tun bedeutet, dass du deinen Sinn änderst im Blick auf die Sünde, auf Christus und auf alles das, was Gott tut. Es ist Schmerz mit ihr verbunden, aber die Hauptsache ist, dass das Herz sich von der Sünde weg und zu Christus hinwendet. Wenn diese Wendung geschehen ist, so hast du es mit dem eigentlichen Kern wahrer Buße zu tun, auch wenn du verschont worden bist von Schrecken und Verzweiflung, die andere Bußfertige erfahren. Wenn du nicht Buße tun kannst, wie du gerne möchtest, so wird es dir helfen, wenn du fest daran glaubst: „Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“ Beschäftige dich in Gedanken immer wieder damit. Wie kannst du weiter hartherzig sein, wenn du weißt, dass Christus für uns Gottlose gestorben ist aus einer Liebe heraus, die nicht überboten werden kann. Ich möchte dich gerne dazu bringen, dass du so zu dir selber sprichst: „Obwohl ich gottlos bin, obwohl mein stählernes Herz nicht nachgeben will, obwohl ich mich vergeblich an meine Brust schlage, starb doch Christus für Menschen wie mich, weil er für die Gottlosen starb! dass ich dies doch glauben und die Kraft des Glaubens an meinem versteinerten Herzen erfahren möchte!“ Vertreibe alle anderen Gedanken. Nimm dir stundenlang Zeit und denke nach über diesen einen herrlichen Beweis unverdienter, unerwarteter und beispielloser Liebe — „Christus ist... für uns Gottlose gestorben.“ Lies sorgfältig die Berichte vom Kreuzestod unseres Herrn, die uns überliefert sind in den vier Evangelien. Wenn irgendetwas dein verstocktes Herz erweichen kann, dann ist es der Anblick der Leiden Jesu und der Gedanke daran, dass er dies alles erlitten hat für seine Feinde.
Ich, ich und meine Sünden, die sich wie Körnlein finden des Sandes an dem Meer, die haben dir erreget das Elend, das dich schläget, und das betrübte Marterheer.
Ich bin's, ich sollte büßen, an Händen und an Füßen gebunden in der Höll; die Geißeln und die Banden und was du ausgestanden, das hat verdienet meine Seel.
Das Kreuz lässt sich vergleichen mit jenem Wunder wirkenden Stab, der Wasser aus dem Felsen hervorbrachte (vgl. 4. Mose 20, 1—13). Wenn du die volle Bedeutung des göttlichen Opfers Jesu verstehst, so drängt es dich, dafür Buße zu tun, dass du dem widerstanden hast, der so voller Liebe ist. In der Schrift heißt es: „Sie werden mich ansehen, welchen jene zerstochen haben, und werden um ihn klagen, wie man klagt um ein einziges Kind, und werden sich um ihn betrüben, wie man sich betrübt um ein erstes Kind“ (Sacharja 12, 10). Die Buße kann nicht bewirken, dass du Christus siehst. Aber wenn du Christus siehst, so wird Buße daraus folgen. Du darfst aus deiner Buße nicht einen Christus machen wollen, sondern du musst zu Christus aufschauen, damit dir Buße geschenkt wird. Indem der Heilige Geist uns zu Christus hinwendet, wendet er uns von der Sünde ab. Wende darum deinen Blick ab von den Folgen hin zur Ursache, von deinem eigenen Bemühen um Buße weg, hin zum Herrn Jesus, der „erhöht ist, zu geben Buße“ (vgl. Apostelgeschichte 5, 31). Jemand anders habe ich sagen hören: „Mich quälen entsetzliche Gedanken. Wo ich mich auch befinde, es schleichen sich lästerliche Vorstellungen in mein Denken ein. Häufig drängt sich mir bei meiner Arbeit eine fürchterliche Zwangsvorstellung auf, und selbst wenn ich zu Bett liege, werde ich durch Einflüsterungen des Bösen aus dem Schlaf aufgeschreckt. Ich kann von diesen entsetzlichen Versuchungen nicht loskommen.“ Lieber Freund, ich verstehe dich gut, denn ich bin selbst von diesem Wolf gejagt worden. Man kann ebensogut hoffen, einen Schwarm Fliegen mit einem Schwert zu bekämpfen, als Herr über seine Gedanken zu werden, wenn sie durch Satan ausgelöst werden. Einer bedauernswerten Seele, die von satanischen Eingebungen angefochten wird, ergeht es so wie dem Reisenden, von dem ich einmal las. Er wurde von einem Schwarm gereizter Bienen überfallen, konnte sie nicht abwehren und auch nicht fliehen. Sie stachen von allen Seiten auf ihn ein und brachten ihn in Lebensgefahr. Ich wundere mich gar nicht, dass du keine Kraft besitzt, die häßlichen und abscheulichen Gedanken abzuwehren, die Satan dir einflößt, aber ich möchte dich doch an den Satz erinnern, den wir nun schon einige Male zitierten: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“ Jesus wußte, wo wir waren und wo wir sein würden. Er sah, dass wir den Fürsten, der in der Luft herrscht, nicht überwinden könnten. Er wußte, dass wir außerordentlich unter ihm leiden würden. Aber selbst dann, als er uns in diesem jämmerlichen Zustand sah, starb Christus für die Gottlosen. Darauf wirf den Anker deines Glaubens! Selbst der Teufel kann nicht behaupten, dass du nicht gottlos bist. Darum glaube, dass Christus für solche starb, wie du bist! Denke daran, wie Martin Luther den Teufel mit seinen eigenen Waffen bekämpfte. Der Teufel sagte zu ihm: „Du bist ein Sünder.“ Darauf Luther: „Ja, Christus starb, um die Sünder zu retten.“ So schlug Luther den Teufel mit seiner eigenen Waffe. Hier ist deine Zuflucht, da bleibe: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben“. Wenn du an dieser Wahrheit festhältst, werden deine lästerlichen Gedanken, die du nicht vertreiben kannst, von selbst verschwinden. Satan wird einsehen, dass es zwecklos ist, dich damit zu plagen. Wenn du solche Gedanken hast, sind es nicht deine eigenen, sondern Eingebungen des Teufels, für die er verantwortlich ist und nicht du. Wenn du gegen sie angehst, so sind diese lästerlichen Gedanken so wenig deine eigenen wie die Flüche und Lügen der Rabauken auf der Straße. Mit seinen Einflüsterungen will der Teufel dich zur Verzweiflung treiben oder dich wenigstens abhalten, Jesus dein Vertrauen zu schenken. Jene arme und kranke Frau konnte vor lauter Gedränge nicht zu Jesus gelangen (vgl. Markus 5, 25—34). Du bist in einer ganz ähnlichen Lage, weil dich böse Gedanken heftig bedrängen. Aber die Frau streckte ihren Finger aus und berührte den Saum des Gewandes unseres Herrn — und war geheilt. Tu dasselbe! Jesus starb für solche, die „aller Sünde und Lästerung“ (vgl. Matthäus 12, 31) schuldig sind. Darum bin ich gewiß, dass er auch die nicht abweisen wird, die gegen ihren Willen Gefangene böser Gedanken sind. Wirf dich, deine Gedanken und alles, was dich bedrängt, auf ihn und sieh, ob er nicht Kraft hat, zu erretten! Er kann die entsetzlichen Einflüsterungen des Feindes zum Schweigen bringen und dir helfen, sie in ihrem wahren Licht zu sehen, so dass du von ihnen nicht mehr gequält wirst. Auf seine Weise kann und will er dich retten und dir schließlich vollen Frieden geben. Vertraue ihm nur in jeder Beziehung! Besonders verwirrend ist die Kraftlosigkeit, die daher rührt, dass man meint, nicht glauben zu können. Wir kennen das:
O könnt ich glauben nur, wie leicht würd alles mir! Ich will, doch kann ich nicht; die Hilfe kommt von dir.
Viele Menschen bleiben jahrelang im Dunkeln, weil sie, wie sie sagen, es nicht fertig bringen, von ihren eigenen Möglichkeiten abzusehen und sich der Macht eben des Herrn Jesus anzuvertrauen. In der Tat ist der Glaube etwas sehr Eigenartiges. Es wird uns nicht dadurch geholfen, dass wir zu glauben versuchen. Glaube kommt nicht durch Versuche zustande. Wenn mir jemand etwas berichtet, was heute passiert ist, dann werde ich nicht sagen, ich würde versuchen, ihm zu glauben. Wenn ich den Mann für zuverlässig halte, der mir den Vorfall berichtet und sagt, dass er selber dabei war, dann kann ich seine Erklärung sofort annehmen. Halte ich ihn dagegen nicht für Vertrauenswürdig, dann tue ich besser, ihm gleich nicht zu glauben. Aber für Versuche ist kein Platz. Wenn Gott also erklärt, dass es bei Christus Jesus Errettung gibt, dann glaube ich ihm entweder sofort, oder ich halte ihn für einen Lügner. Sicherlich bist du dir ohne Zögern klar darüber, welches in diesem Fall die rechte Entscheidung ist. Gottes Aussagen können nur wahr sein, und wir sind darum verpflichtet, sofort an Jesus zu glauben. Vielleicht hast du versucht, zuviel zu glauben. Bitte, nimm dir nicht zuviel vor! Sei zufrieden, wenn du einen Glauben hast, der sich an diese eine Wahrheit halten kann: „Denn Christus ist zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“ Er gab sein Leben hin für Menschen, die noch nicht an ihn glaubten und noch nicht an ihn glauben konnten. Er starb für die Menschen, als sie noch keine Gläubigen, sondern Sünder waren. Er kam, um Sünder zu Gläubigen und Heiligen zu machen. Aber damals, als er für sie starb, hatte er es mit völlig kraftlosen Menschen zu tun. Wenn du an der Wahrheit festhältst, dass Christus für die Gottlosen starb, und es glaubst, so wird dein Glaube dich retten, und du kannst im Frieden leben. Bist du bereit, dich und dein Leben Jesus anzuvertrauen, der für die Gottlosen starb, auch wenn du noch nicht alles glauben, keine Berge versetzen und auch sonst keine Wunder tun kannst — so bist du trotzdem gerettet. Es ist nicht der große Glaube, der dich rettet, sondern der wahre Glaube! Die Rettung beruht nicht auf dem Glauben, sondern auf Christus, dem der Glaube vertraut. Glaube wie ein Senfkorn wird die Errettung herbeiführen. Nicht das Maß des Glaubens entscheidet, sondern die Aufrichtigkeit des Glaubens. Ganz gewiß kann man das glauben, von dem man weiß, dass es wahr ist. Da du weißt, dass Jesus wahrhaftig ist, kannst du auch an ihn glauben. Das Kreuz, das der Gegenstand unseres Glaubens ist, ist durch die Kraft des Heiligen Geistes zugleich auch sein Urheber. Setze dich nieder und betrachte den sterbenden Heiland, bis der Glaube ganz von selbst in deinem Herzen entsteht. Es gibt keinen Ort, der so geeignet ist, Vertrauen zu wecken, wie der Hügel von Golgatha. Die Luft dieses heiligen Berges läßt den zitternden Glauben stark und gesund werden. Mancher hat am Fuß dieses Hügels gesessen und gesagt: „Während ich dich anschaue, Herr, wie du verwundet, schmerzerfüllt und in Atemnot am Fluchholz hängst, spüre ich, wie mein Herz zu glauben beginnt, dass du dies alles für mich erlitten hast.“ „Ach“, ruft ein anderer, „mein Mangel an Kraft liegt daran, dass ich meine Sünde nicht aufgeben kann. Und ich weiß, ich kann nicht zum Himmel eingehen und meine Sünde mit mir herumschleppen!“ Ich freue mich, dass dir das klar ist; denn es stimmt genau. Du musst von deiner Sünde rechtskräftig geschieden sein, sonst kannst du nicht vermählt werden mit Christus. Denke an die Frage, die den jungen Bunyan traf, als er eines Sonntags auf dem Rasen spielte: „Willst du deine Sünden behalten und zur Hölle gehen, oder willst du sie los werden und zum Himmel eingehen?“ Das brachte ihn zur Besinnung. Jeder von uns muss diese Frage beantworten. Denn man kann nicht weiter sündigen und zugleich dem Himmel zustreben. Das ist unmöglich! Du mußt die Sünde oder die Hoffnung aufgeben. Du sagst: „Ja, ich bin durchaus bereit dazu. Der gute Wille ist da. Aber ich bringe das Gute nicht fertig. Die Sünde überwältigt mich, und ich habe keine Kraft.“ So komm doch! Wenn du keine Kraft hast, dann trifft dieses Gotteswort zu: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“ Kannst du das glauben? Wie sehr auch anderes dem zu widersprechen scheint, willst du es glauben? Gott hat diesen Satz gesprochen, das ist eine Tatsache. Deshalb halte daran so fest, wie nur der grimmige Tod festhält, denn das ist deine einzige Hoffnung. Glaube es und vertraue Jesus, und du wirst bald die Kraft finden, deine Sünde abzutöten. Aber ohne ihn wird der starke Gewappnete dich für immer als seinen Sklaven festhalten. Auch ich hätte meine Sündhaftigkeit aus eigner Kraft niemals überwinden können. Ich versuchte es, und es schlug mir fehl. Meine bösen Neigungen waren mir über, bis ich in dem Glauben, dass Christus für mich gestorben ist, meine Schuld ihm anvertraute und dann die Kraft empfing, mein sündiges Selbst zu überwinden. Die Lehre vom Kreuz kann dazu dienen, die Sünde zu überwinden, so wie die Krieger im Altertum ihre gewaltigen Schwerter mit beiden Händen packten und ihre Feinde damit niedermähten. Nichts kann sich messen mit dem Glauben an den Freund der Sünder: Er überwindet alles Böse. Wenn Christus für mich gestorben ist, der ich doch so gottlos und kraftlos bin, dann kann ich nicht länger in der Sünde leben; ich muß mich aufmachen, ihn lieben und ihm dienen, der mich erlöst hat. Ich kann nicht mit dem Bösen spielen, das meinen besten Freund tötete; ich muß heilig sein um seinetwillen. Wie kann ich in der Sünde leben, wenn er gestorben ist, um mich davor zu retten? Was für eine ausgezeichnete Hilfe ist es doch für dich, der du ohne Kraft bist, zu wissen und zu glauben, dass Christus im rechten Augenblick gestorben ist für Gottlose wie dich! Hast du es schon begriffen? Es ist nicht ganz leicht für unseren verdunkelten, vorurteilsvollen und ungläubigen Verstand, das Wesen der frohen Botschaft zu erkennen. Manchmal habe ich, wenn ich eine Predigt gehalten hatte, geglaubt, ich hätte das Evangelium so klar ausgelegt, dass die Nase in unserem Gesicht nicht deutlicher sichtbar sein könnte. Und doch musste ich immer wieder feststellen, dass sogar intelligente Zuhörer nicht verstanden hatten, was gemeint ist mit dem Wort: „Blickt auf mich und seid gerettet!“ Neubekehrte bezeugen gewöhnlich, dass sie das Evangelium bis zu einem bestimmten Tag nicht verstanden haben, obwohl sie es jahrelang gehört hatten. Das Evangelium ist unbekannt, nicht weil es an Erklärung mangelt, sondern weil die persönliche Offenbarung fehlt. Der Heilige Geist ist bereit, sie zu schenken, und will sie denen geben, die ihn darum bitten. Ist sie geschenkt, so läßt sie sich mit diesen Worten zusammenfassen: „Christus starb für die Gottlosen.“ Ich höre einen anderen jammern: „Meine Schwäche liegt darin, dass ich meine Entschlüsse immer wieder umstoße. Ich höre das Wort Gottes am Sonntag, und es macht Eindruck auf mich. Aber in der Woche treffe ich einen schlechten Bekannten, und alle meine guten Vorsätze sind dahin. Meine Arbeitskameraden glauben an nichts und sagen so schreckliche Dinge; ich weiß nicht, was ich ihnen antworten soll. So unterliege ich.“ Ich kenne diesen Mann namens „heute so und morgen so“ sehr gut und zittere für ihn. Trotzdem kann, wenn er es ehrlich meint, seiner Schwachheit durch die göttliche Gnade abgeholfen werden. Der Heilige Geist kann den bösen Geist der Menschenfurcht austreiben. Er kann den Feigling tapfer machen. Denke daran, mein armer, wankelmütiger Freund, du darfst in diesem Zustand nicht bleiben! Es geht niemals gut, wenn man sich selbst gegenüber schlapp und nachgiebig ist. Steh aufrecht, schau dich an und überlege, ob du dazu geschaffen bist, unter der Egge zu kauern wie eine Kröte, die in ihrer Todesangst nicht weiß, ob sie fliehen oder dahocken soll. Wage es, deine eigene Meinung zu vertreten! Das ist nicht nur eine geistliche Frage, sondern auch eine Frage ganz alltäglicher Männlichkeit. Ich bin bereit, meinen Freunden alles Mögliche zu Gefallen zu tun; aber ihnen zu Gefallen in die Hölle zu gehen, das ist mehr, als ich wagen würde. Es mag sehr gut sein, dies und das um einer guten Kameradschaft willen Zu tun. Aber es wird niemals gut gehen, die Freundschaft Gottes zu verlieren, bloß um ein gutes Verhältnis mit Menschen zu behalten. „Ich weiß das“, sagt jemand, „aber mir fehlt dazu der Mut. Ich wage es nicht, Farbe zu bekennen. Ich habe kein Rückgrat.“ Wie dem auch sei, auch dir muß ich denselben Bibelvers zitieren: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“ Wäre Petrus hier, so würde er wahrscheinlich sagen: „Der Herr Jesus starb für mich, als ich ein so armes, schwaches Geschöpf war, dass eine Magd, die auf das Feuer achtgab, mich dazu brachte, zu lügen und zu schwören, ich hätte den Herrn niemals gekannt.“ Das stimmt, Jesus starb für die, die ihn verrieten und flohen. Halte dich an diese Wahrheit: „Denn Christus ist ja zu der Zeit, da wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben.“ Das ist dein Weg aus der Feigheit heraus. Laß dir das in dein Herz einbrennen: „Christus starb für mich“, und du wirst bald bereit sein, für ihn zu sterben. Glaube daran, dass er an deinem Platz und an deiner Stelle litt und starb und eine vollgültige, echte und ausreichende Sühne für dich dar brachte. Wenn du diese Tatsache glaubst, wirst du empfinden: „Ich kann mich unmöglich dessen schämen, der für mich starb.“ Die volle Überzeugung, dass dies wahr ist, wird dir einen unerschrockenen Mut schenken. Denke an die Heiligen der Märtyrerzeit! In den ersten Tagen des Christentums, als der großartige Gedanke der überschwänglichen Liebe Christi in aller Frische in der Gemeinde erstrahlte, waren die Menschen nicht nur bereit zu sterben, wenn es sein musste, sondern verlangten geradezu danach. Hunderte traten bereitwillig vor die Richter und bekannten sich zu Christus. Ich behaupte nicht, dass es weise von ihnen war, einen so furchtbaren Tod bewusst zu suchen. Aber es beweist meine Behauptung, dass das Bewusstsein der Liebe zu Jesus uns frei macht von der Menschenfurcht. Warum sollte die Liebe zu Jesus bei dir nicht denselben Erfolg haben? Möge sie dich doch jetzt anspornen zu dem tapferen Entschluss, dich auf die Seite des Herrn zu stellen und ihm nachzufolgen bis ans Ende!